16.04.2019 | Florian Hoppe

Sprachfähig Gottes Stimme hören lernen durch Bibel, Gebet und Mitmenschen

Wie kann ich Gottes Stimme hören? Eine Frage, die mir als Jugendreferent immer wieder begegnet. Sei es in unseren Studentenarbeiten, Teenkreisen oder Jugendkreisen. Klassischerweise verweisen wir immer schnell auf die Bibel mit der Aussage: „Hier drin findest du Gottes Plan für dein Leben!“. Das ist wohl richtig für generelle Richtungen oder Entscheidungen, die wir in unserm Leben treffen. Doch was ist mit konkreten Fragen in Lebenssituationen, wenn Unsicherheiten uns herausfordern? Dort lädt uns die Bibel ein, ins Gespräch mit Gott zu treten, nämlich zu beten. Doch hier drängt sich die Frage auf: Kann Gott im Gebet zu mir sprechen oder ist das Gebet eine einseitige Sprachrichtung?

Der Apostel Paulus spricht in 1. Korinther 14 über das Phänomen der Sprachenrede. Für Paulus ist klar, dass Sprachenrede irgendwo seine Berechtigung hat, allerdings eher im privaten Raum. Paulus möchte nämlich etwas anderem den Vortritt lassen, etwas anderem soll die Bühne in der Gemeinde gehören: der Weissagung (1. Korinther 14,1). Für Paulus und die frühe Kirche war klar, dass die Erbauung der hauptsächliche Grund für ihre Zusammenkünfte ist. „Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, eine Lehre, hat eine Offenbarung, eine Sprachenrede, eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung.“.

Ich denke, in unseren Jugendarbeiten und Gemeinden sind wir bei unseren Veranstaltungen, besonders in Gottesdiensten, sehr stark in der Lehre und den Psalmen. Doch welche Rolle spielen bei uns Weissagung oder Offenbarung? Das Wort im Griechischen kann auch Prophetie bedeuten, das Sprechen Gottes in akustischer oder intuitiver Art und Weise direkt zum Menschen. Im Alten und im Neuen Testament begegnet uns dieses Element immer wieder – doch wo finden wir es heute? Lehre darf natürlich nicht fehlen, gerade wenn es auch um unsere Sprachfähigkeit als Christen geht. Doch wenn wir glauben und Gott zutrauen, auch im Alltag zu uns sprechen zu wollen, müssen wir selbst dazu bereit sein. Heutzutage sind wir oft überladen mit Meinungen, Informationen, Fake News und Erlebnissen.

Darf ich uns einladen, die Stimme Gottes wieder ganz neu in unseren Alltag treten zu lassen? Gerade da, wo viele andere Stimmen unseren Alltag, unser Weltbild und unsere Werte bestimmen, will Gott uns in erster Linie durch die Bibel verändern und begleiten. Die Bibel ist Gottes Zeugnis in und für diese Welt. Sie gibt uns herausragend gute Idee und Leitlinien für unser persönliches Leben, wodurch dieses gelingen kann. Doch ich glaube, Gott will noch weiter gehen: Er will auch ganz konkret in unseren Alltag sprechen. „Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie“ (Johannes 10,27) spricht Jesus, der sich in diesem Kapitel als Hirte einer Schafherde vorstellt. Die Schafherde ist konstant bedroht durch falsche Hirten, die nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben. So sagt Jesus, sei es unglaublich zentral, dass die Schafe lernen müssen zu wissen, welche Stimme und welche Gedanken von dem guten Hirten kommen und welche nicht. Was sind Gedanken des Feindes und was sind göttlich inspirierte Ideen. Doch wie die Schafe gelernt haben, die Stimme ihres Hirten zu hören, so glaube auch ich, müssen wir es wieder neu lernen, die Stimme Gottes in unserm Alltag zu hören. Er will uns mit seinen Gedanken leiten, doch dazu müssen wir unterscheiden lernen zwischen der Stimme Gottes, unserer eigenen und der anderen. Hierzu lädt uns Gott ein, die Bibel ernst zu nehmen und seine Maßstäbe, Ideen und Überzeugungen aus dieser hochaktuellen Schrift zu lernen. Wenn wir allerdings sprachfähig werden wollen im persönlichen Leben, möchte ich uns einladen, dem Reden Gottes auch im Gebet eine zentrale Rolle zu bemessen. Gebet ist nicht nur eine Einbahnstraße, sondern ist ein Dialog, in den Gott mit uns treten möchte. Wenn nun Paulus von Prophetie oder Weissagung schreibt, meint er, diese Stimme Gottes auch ganz unmittelbar im eigenen Leben oder durch andere Menschen wahrzunehmen und dadurch ermutigt zu werden. Ganz persönliche Eindrücke zu empfangen, aber auch offen zu sein, anderen zu dienen, in dem wir sie weitergeben. Gottes persönliches Reden wird niemals konträr zu biblischer Wahrheit stehen, allerdings können dadurch nochmal anders persönliche Wahrheiten und Führungen Gottes im Leben weitergegeben werden, die das Herz berühren und uns auf unserm Weg mit Jesus bestärken.

Das hörende Gebet bildet hier eine Möglichkeit, wie Gemeinden solche Wege und Weisen ausprobieren. Hierbei wird bei Veranstaltungen die Möglichkeit, angeboten, dass Christen für andere Christen auf die Stimme Gottes hören. Für viele ist das eine gute Möglichkeit bewusst Gott in ihr Leben sprechen zu lassen. Allerdings muss das, was dort weitergegeben wird immer wieder durch die Bibel und durch das persönliche Leben des Einzelnen geprüft werden. Das kann dabei helfen, göttliches und menschliches Reden auseinander zu halten, was bei dieser Methode extrem wichtig ist. Wie ich es erlebt habe, geben die Hörenden häufig ein biblisches Wort weiter, wo sie den Eindruck haben, es treffe in das Leben des vor ihnen Sitzenden. Ich war immer wieder begeistert und beeindruckt, welche Eindrücke andere Christen für mein Leben haben, und wie Gott mich durch solche Dinge herausfordert, aber vor allem auch ermutigt. Diese Möglichkeit entmündigt uns Christen allerdings nicht, einfach Entscheidungen so an Gott oder gar an andere Menschen „abzudrücken“. Vielmehr sind wir eingeladen, Gottes Stimme in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und mit ihm gemeinsam unseren Lebensweg zu gestalten. Wenn Gott im Alltag zu dir sprechen möchte, lade ich dich ein, dieser Stimme zuallererst Raum zu geben. Wir müssen wieder neu lernen, in unserer heutigen Zeit ruhig zu werden und die diversen Stimmen zu unterscheiden. Die Bibel kann uns hierbei helfen, doch auch generelle Ruhe und Zeit kann in einem solchen Prozess große Wunder tun.

Gott hält vieles für uns bereit, doch oft geben wir uns mit wenig zufrieden. Wir geben oft anderen Stimmen mehr Raum in unserm Leben als Gott. Die Medienvielfalt lädt uns dazu ein und macht es uns oft schwer, Gottes oft sanfter Stimme Gehör zu schenken, sei es durch die Bibel oder auch durch das Zeugnis anderer Menschen. Doch gerade auch dort, wo Gott vielleicht anderen Leuten ein Wort für uns mit auf den Weg geben möchte, will ich uns einladen, offen zu sein für seine unterschiedlichsten Möglichkeiten, zu uns zu sprechen. Gott spricht heute, durch die Bibel, durch unser Herz und durch Menschen – wollen wir wieder neu lernen, auf seine Stimme in diversen Wegen zu hören?

 

Florian Hoppe
überregionaler Referent
für studiEC