05.09.2018 | Matthias Lange

Mentoring

… ist super, aber...    

„Mentoring finde ich super. Toll, dass ihr da ein Programm gestartet habt. Aber ehrlich gesagt habe ich gar nicht so viel Ahnung, was da auf mich zukommt, wie ich das umsetzen kann und ob ich überhaupt kompetent dafür bin.“ Sätze in etwa wie diesen, habe ich im letzten Jahr seit wir mit dem SWD-EC-Mentoring One2One gestartet haben, vielfach gehört. Es hat mich völlig positiv überrumpelt, wie groß der Zuspruch war und wie oft ich gerade aus Gemeinden gehört habe, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Ich möchte mit diesem Artikel die „jungen Leser, die aktiven EC-ler“ motivieren, sich einen Mentor/eine Mentorin zu suchen, und umgekehrt die „EC-Förderer“ herausfordern, konkret auf junge Leute in euren ECs zuzugehen und sie anzufragen, ob sie eure Mentees werden wollen. Ich erlebe eine junge Generation, die vielfach danach hungert, ihre Lebens- und Glaubensfragen bei reiferen Christen zu stellen.

… was ist das eigentlich?

Mentoring ist zunächst Beziehung, nicht Programm. Ich finde es erstaunlich, dass alles, was in Galater 5,22-23 als Frucht des Geistes genannt wird, konkret sichtbar wird in Beziehungen. Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Großzügigkeit, Treue, Freundlichkeit und Selbstbeherrschung sind auf ein Gegenüber angelegt. Wachstum im Glauben kann also gar nicht „funktionieren“ ohne zwischenmenschliche Beziehungen, in denen Gott durch seinen Geist wirkt.

Konkret ist Mentoring die freiwillige Beziehung auf Augenhöhe von einer erfahrenen, meist älteren Person zu einer jüngeren, die ganzheitlich in Persönlichkeit und Glaube unterstützt wird, um mündig zu werden und zu wachsen. Dabei braucht es nicht großes Wissen, denn es geht um Lebens- und Glaubenserfahrung, die der Mentor dem Mentee voraushat und weitergeben kann. Das macht Mentoring so einfach, und gleichzeitig so schwer!

… ist einfach!

Mentoring ist so einfach, weil es eben keine besonderen Gaben oder Fähigkeiten braucht, sondern zuallererst die richtige Einstellung: Ein Herz für den „Jüngeren“, Wertschätzung ihm gegenüber und die Grundannahme, dass der Mentee voller unentdeckter Schätze steckt, die es zu heben gilt. Ich bin davon überzeugt, dass Mentoring mit der wichtigste Schlüssel für gesunden Gemeindebau in der Zukunft sein wird und viele Menschen in unseren Gemeinden das Herz für die Jugend haben, aber sich nicht „sprachfähig ihnen gegenüber fühlen“ (also nicht wissen, wie sie eine Mentoringbeziehung starten sollen). Melde dich einfach als Mentor auf www.ec-mentoring.de an, um Impulse zu bekommen, wie Mentoring konkret werden kann bei dir vor Ort oder auch bei uns im SWD-EC-Verband.
Wie einfach Mentoring ist, hat eine Untersuchung der Uni Heidelberg gezeigt: Dort wurde belegt, dass geschulte ehrenamtliche Mentoren durch ihren Charakter und ihren Einsatz genauso hilfreich und effektiv als Mentoren für ihre Mentees sind, wie hauptamtlich und drei Jahre lang ausgebildete Coaches oder Mentoren. Es liegt also zuallererst an deiner Hingabe, die dir der Mentee abspürt.

… ist schwer!

Gleichzeitig ist Mentoring so schwer, weil es das kostet, was uns heute oft wertvoller ist als Geld, was wir auf keinem Konto sparen können und gefühlt niemand hat… Zeit! Weil Mentoring Beziehung ist, lebt es von gemeinsamer Zeit, die investiert werden muss, um Vertrauen aufzubauen und um Persönlichkeit und Glaube fördern zu können. Aber umgekehrt ist die Frage, was wertvoller ist, als in einzelne Menschen zu investieren. Auf der nächsten Seite kannst du Statements von Mentoren und Mentees lesen, die den Wert von Mentoring zu schätzen gelernt haben. Diese Mentoren haben an anderen Stellen Zeit eingespart, um konkret für einen Jugendlichen ein Jahr lang mindestens einmal im Monat Zeit zu haben und wenn möglich für ihn da zu sein, wenn es spontan nötig ist.

… im SWD-EC Verband.

Wir haben seit letzten Sommer mit One2One ein Mentoringprogramm laufen. Angefangen hat alles damit, dass wir Teenager, die motiviert von Freizeiten kommen, die Möglichkeit geben wollten, sich für ein Jahr einen Mentor zu suchen, der in ihre Persönlichkeit und ihren Glauben investiert. 111 Teens waren im vergangen Jahr dabei, und für alle fanden wir auf unseren Freizeiten, in den ECs und Gemeinden im Umfeld Mentoren. Ja, wir sind zusammen stark! Dieses Programm, das eigentlich nur Impulsgeber für Beziehungen sein will, wird selbstverständlich jetzt in eine zweite Runde gehen. Ab diesem Sommer ist es nun aber auch möglich, dass sich Mentoren auch unabhängig von der Freizeitnacharbeit als „Vor-Ort-Mentoren“ anmelden können. Sie können sich selbst vor Ort einen Mentee suchen und dann wie alle anderen Mentoren bei One2One monatliche Impulse bekommen, um in ihren Mentoringbeziehungen sprachfähig zu werden.

… ist Wachstum.

Ich spüre oft in Jugendarbeit und Gemeinde den Wunsch nach Programmen, die schnell einen hohen Nutzen hervorbringen. Das kann Mentoring leider nicht bieten. Mentoring ist eher eine leise Revolution – eine langfristige Investition in Menschen, die ihre Kreise ziehen wird. Als Jesus damals mit zwölf Menschen startete, in sie investierte und ihnen sein Leben weitergab, ahnte auch keiner, dass er die Welt revolutionieren würde. Also nur Mut an alle „reiferen“ Christen: Frag einen oder zwei Mentees deiner Jugendarbeit, ob du für ein Jahr ihr Mentor werden kannst. Mentoring braucht Zeit, aber es ist eine kostbare und wertvolle Investition in Menschen, die Wachstum in Persönlichkeit und Glaube fördert! Und wie das bei Wachstum ist, gibt es auch im Mentoring verschiedene Jahreszeiten. Manchmal ist Frühling und man kann bei seinem Mentee regelrecht das Wachstum live beobachten, wie Dinge aufbrechen und aufblühen. Manchmal braucht es den Sommer, über den man sich einfach freuen kann. Dann gibt es den Herbst, wo manches geerntet werden kann und man selbst etwas zurückbekommt, von dem, was man investiert hat. Und ja, manchmal ist auch Winter – gefühlt wächst nichts und alles ist auf „Stillstand“. Aber alles hat seine Zeit, und ohne Winter gäbe es auch keinen Frühling!

…umsetzen!

Die 72h-Regel sagt, dass wir 99% unserer Vorhaben niemals umsetzen, wenn wir nicht innerhalb von 72h anfangen, sie umzusetzen. Mein Vorschlag:

Wenn du Mentor werden willst: Melde dich gleich bei One2One, dem SWD-EC-Mentoringprogramm als Mentor an:

    www.ec-mentoring.de

Wenn du einen Mentor suchst: Schau dich in deinem EC oder deiner Gemeinde um, und frag ältere Menschen an, die für dich ein Vorbild in Leben und Glauben sind. Gerne kannst du sie auch auf One2One hinweisen.

Gott segne Dich!
Dein Matthias Lange